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05. August 2008
Volvo Surf Cup: Deutsche Meisterschaft 2008 auf Sylt

Meistens sind die Windsurf-Bedingungen doch etwas speziell vor Sylt. Meistens kennt man Sylt mit auflandigem Wind, hohem Shore Break und aufgewühlter Nordsee. Um mich noch besser auf diese Bedingungen einzustellen, fuhr ich bereits fünf Tage vor dem Regattabeginn nach Sylt. Und bis zur Regatta gab es dann auch mit den typischen Sylt-Bedingungen perfekte Trainingsbedingungen.
Pünktlich zum ersten Regattatag stellte Petrus aber zunächst einmal den Wind ab. Stattdessen zog auch auf Sylt der Sommer ein: 30 Grad und maximal fünf Knoten waren das Ergebnis. Den Tag konnte ich dennoch gut nutzen, immerhin versprachen die Wetterdienste für die nächsten Tage zwar ablandigen Ostwind, aber immerhin sollte der so stark werden, dass sogar Slalomrennen möglich sein sollten. Einzig die Materialregistrierung für die Disziplin Slalom bereitete mir leichte Kopfschmerzen: Die ersten zehn der letzten Jahresrangliste dürfen im Slalom nur zwei Boards fahren, die zudem bei der Einschreibung angemeldet werden müssen. Normalerweise trete ich im DWC mit dem Manta 79 und 69 an. Allerdings war für die folgenden Tage nur leichter bis mittlerer Ostwind angesagt. Der ablandige Wind ist häufig sehr böig und die Chance auf Downwindslalom ist meistens eher gering. Häufig wird bei ablandigem Wind aus Sicherheitsgründen ein Achter-Slalom gefahren. Und gerade bei solchen Bedingungen hat der Manta 85 doch Vorteile gegenüber dem kleineren 79er. Meld ich den 85er anstelle des 79er an, fehlt mir aber das Board für das 8.2er Vapor. Melde ich 85 und 79 an, könnte ich etwas blöd aus der Wäsche gucken, wenn der Wind dann noch zunimmt. Am Ende entschied ich mich für das Risiko und meldete meine beiden großen Slalomboards an.
 
Der Donnerstag begann, wie der erste Regattatag endete: sonnig und windstill. Am frühen Abend kam dennoch Bewegung in das Fahrerlager, leichter nördlicher Wind setzte ein und eigentlich wollte die Regattaleitung ein Funrace ansetzen. Doch bald wurde aus dem Spaß Ernst, der Wind stabilisierte sich und sollte für das erste Kursrennen reichen. Kurz vor 18 Uhr ging es los, doch zunächst einmal hieß es nach einem kollektiven Frühstart „General Recall“! Also alle Teilnehmer zurück zum Start und zweiter Versuch. Diesmal ging alles glatt, ich riskierte als Einziger der Topfahrer einen Steuerboardstart quer durch das herannahende und Vorfahrt habende Starterfeld. Das Risiko zahlte sich aus, direkt unter Land erwischte ich zudem noch einen guten Winddreher und fuhr als Zweiter hinter Vincent Langer und noch vor Flessi um die erste Luvtonne. Die Position konnte ich bis zum Ende der ersten Runde halten, doch da begann bereits die Windlotterie. Der Wind nahm spürbar ab, zudem gab es überall auf dem Kurs riesige Windlöcher und ziemlich überraschende Winddreher. Viele Surfer trieben nur noch über den Kurs. Die Ergebnisse wurden wild durcheinander gemischt, je nachdem wer gerade welche Böe und welchen Winddreher erwischte. Die Bedingungen waren mehr als grenzwertig, allerdings hielt das die Regattaleitung nicht davon ab, den Lauf durchzuziehen.
 
So lange ich mich erinnern kann, gab es anschließend den ersten offiziellen Protest der Teilnehmer gegen die Regattaleitung aufgrund der unzureichenden Bedingungen. Nach einer ungewöhnlich langen Verhandlung gab die Jury dem Protest statt, der Lauf wurde annulliert und am Freitag ging es somit für alle wieder bei null los.
 
Allerdings blieben am Freitag die breiten Formula-Renner im Boardbag, Slalom bei ablandigem Wind stand auf dem Programm. Dabei zahlte sich meine Materialanmeldung gleich aus: Bei dem gelegten Achter-Slalom war der Manta 85 die deutlich bessere Wahl gegenüber dem 79er. Locker erreichte ich das Finale, allerdings stimmte leider beim Starten mein Timing nicht hundertprozentig. Meistens fehlten mir zwei, drei Sekunden und dann fand häufig das Rennen ganz an der Spitze schon ohne mich statt. Das erste Slalomfinale verlief für mich recht unspektakulär, als Sechster kam ich ins Ziel. Wie erwartet gewann Bernd, Zweiter wurde Gunnar vor dem italienischen Profi Andrea Chucchi.
 
Wesentlich spannender war dann das zweite Slalomfinale für mich: Vom Start weg war Andrea unmittelbar hinter mir und versuchte fortwährend bei jeder sich bietenden Möglichkeit, vorbei zu kommen. Zum Glück ist Überholen beim Windsurfen um einiges einfacher als in der Formel 1, aber dadurch hatte ich auch alle Hände voll zu tun. Drei Halsen konnte ich den Italiener hinter mir halten, auf dem letzten Schenkel ins Ziel setzte er zum finalen Überholmanöver in Lee an. Brettspitze an Brettspitze flogen wir auf die Ziellinie zu, ich war immer noch knapp vorne. Kurz vorm Ziel erwischte es Andrea: Er bekam einen Spin-Out, sein Material war kurzfristig außer Kontrolle und er schoss frontal in die Zielboje. Damit hatte ich immerhin meinen fünften Platz gesichert.
 
Das Duell wiederholte sich dann im letzten Slalomfinale des Tages, doch dieses Mal fand Andrea leider einen Weg an mir vorbei. Im Parallelflug fuhren wir auf die Plätze sechs und sieben, im Tagesklassement der DM ergab das für mich den fünften Platz.
 
Der Ostwind begrüßte uns auch am Samstag am Brandenburger Strand, allerdings zunächst etwas schwächer als am Vortag. Also gab es den zweiten Anlauf für die Disziplin Formula, drei konnten gefahren werden, bis der Wind wieder deutlich zugenommen hatte und ein Disziplinenwechsel anstand. Für mich lief es in den drei Rennen nicht ganz optimal, am Ende lag ich in der DM-Wertung wiederum auf dem fünften Platz.
 
Nach einem erfolglosen Versuch, bei ablandigem Wind doch auch eine Freestyle-Wertung einzufahren, ging es dann am Abend weiter mit einer weiteren Slalomwettfahrt. Nach den mittelmäßigen Starts vom Vortag vergeigte ich den Finalstart nun völlig und raus kam lediglich ein zehnter Platz. An der Ausgangssituation änderte das nicht viel, das schlechte Ergebnis konnte ich streichen und meine direkten Konkurrenten patzten ebenfalls.
 
Der letzte Regattatag am Sonntag brachte abermals ablandigen Ostwind. Los ging es – wie bereits am Vortag – mit Kursrennen und konstanten Ergebnissen. Nach der fünften Wettfahrt lag ich immer noch auf dem fünften Rang.
 
Der Wind nahm zu, wurde aber gleichzeitig böiger. Die Regattaleitung setzte daraufhin Half-Fleet-Slalom an. Statt den üblichen 14 Startern im Finale gab es nun also 28. Dass so eine Geschichte bei leichtem und vor allem löchrigem Wind keine allzu gute Idee ist, stelle sich dann auch bald raus. Im Finale gab es dann gleich an der ersten Boje auch eine ausgiebige Stand-Party. Je nachdem, wer als Erster die nächste Böe erwischte und wer sich auch nicht in der Windabdeckung der anderen befand, wurden die Plätze nach der ersten Halse neu verlost. Die Regattaleitung blieb jedoch zum großen Erstaunen aller Teilnehmer ihrer Linien vom allerersten Kursrennen treu und zog das Rennen durch. Ich erwischte ein halbwegs passables Los und kam immerhin noch als siebter ins Ziel. Vincent, der bis zu diesem Lauf noch hinter mir lag, wurde in dem Rennen zweiter und überholte mich noch in der Gesamtwertung.
 
Am Ende blieben für mich in der DM-Wertung der sechste Platz im Slalom sowie der fünfte Platz in der Formula- und der Gesamtwertung. Ich hatte mir zwar etwas mehr erhofft, aber immerhin dürfte das reichen, um in der Jahresrangliste den vierten Platz zu behaupten.
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